Klavierabend mit Junhyung Kim Pianistische

Extreme zwischen Dramatik und Melancholie

ARD-Preisträger Junhyung Kim spielt Liszt und Chopin

MVHS Pasing, Bäckerstr. 14

Der junge koreanische Pianist (geb. 1997 in Seoul) erhielt bereits zahlreiche  Auszeichnungen, u.a. errang er 2022 den 2.Preis beim Internationalen Musik Wettbewerb der ARD. Er spielt für uns die Tre Sonetti del Petrarca aus dem zweiten Band der Années de Pèlerinage von Liszt und  die Etüden opus 25 von Chopin.

Die fast gleichaltrigen Romantiker Franz Liszt (1811 – 1886) und Frédéric Chopin (1810 – 1849) genießen bis heute höchste Wertschätzung als Begründer eines neuen, virtuosen und effektvollen Klavierstils. Ein Platz im Olymp der Komponisten wird ihnen aber meist versagt: Zu sehr auf ein einziges Instrument fixiert, zu sehr aus der Emotion und Improvisation schöpfend – Verdikte, die viel zu kurz greifen.

Denn ohne  die Erfindung neuartiger Klangwelten, wie sie Liszt und Chopin gelang, sind Wagner, Bruckner und der musikalische Impressionismus nicht denkbar. Die Ausweitung des klanglichen Spektrums hat es Beiden ermöglicht, eine Vielfalt von Gefühlen und Stimmungen musikalisch auszudrücken. Man kann Chopin und Liszt deshalb mit Fug und Recht als Pioniere der Entwicklung einer modernen, psychologisierenden Musiksprache bezeichnen.  Liszt, der geniale Komponisten-Sponti, der Tasten-Löwe, dem der Einfall oft wichtiger ist als die formale Durchdringung, und Chopin, der sensible und sorgfältige Tonsetzer, stets auf Wirkung und Eleganz bedacht – sie sind bei allen stilistischen Unterschieden Brüder im Geiste.

Das Programm des Klavierabends mit Junhyung Kim verweist auf die lebenslange Bewunderung Liszts für Chopin, mit dem ihn für einige Jahre eine intensive Freundschaft verband. Frédéric Chopin widmete Franz Liszt seine Etüden op. 10. Liszt wiederum eignete seine Grandes Études Chopin zu. Die enge Verbindung scheiterte schließlich wegen des Konkurrenzverhältnisses beider Tastenvirtuosen, wegen Liszts notorischen Frauengeschichten und wegen des komplizierten Verhältnisses der jeweiligen Lebenspartnerinnen zueinander. Dennoch veröffentlichte Liszt nach Chopins Tod ein Buch mit einfühlsamen Erinnerungen an den ehemaligen Freund.

Eintritt: 25 €, ermäßigt für Mitglieder 20 €, für Schüler und Studierende bis 30 Jahre 5 €, bis 14 Jahre frei.
Karten nur an der Abendkasse. Verbindliche Anmeldung unter info@kammermusik-pasing.de

Die  Années de Pèlerinage von Franz Liszt sind eine Sammlung von Charakterstücken in drei Bänden. In den ersten beiden Bänden verarbeitete er Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen seiner Reisen durch die Schweiz und Italien. Der Titel „Pilgerjahre“ ist nicht wörtlich zu verstehen. Vielmehr bezieht sich der Komponist auf Goethes Entwicklungsroman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“.

Jeder Band der Sammlung ist einem „Lehrjahr“ zugeordnet. Der gesamte Zyklus beschreibt damit einen Prozess der Selbstfindung, eine Reise zu sich selbst. Die Tre Sonetti del Petrarca  sind Teil des zweiten Bandes mit dem Titel „Italien“, in dem Liszt seine Begegnungen  mit der bildenden Kunst und der Literatur der italienischen Renaissance verarbeitet hat. Entstanden sind die Sonetti 1839 bis 1846 als Lieder, die Liszt später zweimal zu Klavierstücken umgearbeitet und neugefasst hat. Vorangegangen waren die „Wanderjahre“, die Liszt  mit seiner Lebenspartnerin Gräfin Marie d‘ Agoult überwiegend in der Schweiz und in Italien verbrachte. Aber auch die quälenden Jahre der Trennung des Paares waren Teil dieses Lebensabschnitts, in dem drei gemeinsame Kinder geboren wurden, darunter Cosima, die spätere Ehefrau von Richard Wagner.

An den Tre Sonetti del Petrarca zeigt sich der widersprüchliche Charakter Liszts, der einerseits von einem Leben in Einsamkeit und Kontemplation schwärmte, andererseits bei seinen Auftritten mit seinem exzentrischen Gehabe die Musikwelt – und insbesondere die Damenwelt – zu Begeisterungsstürmen, Kreischexzessen und Ohnmachtsanfällen hinriss. Zu dieser Sucht nach Anerkennung um jeden Preis steht der musikalische Charakter der drei Petrarca-Sonette in diametralem Gegensatz. Sie lassen einen an sich selbst (ver-)zweifelnden Menschen auf der Suche nach Lebenssinn und nach sich selbst erkennen. Petrarca (1304 – 1374), Mitbegründer des Humanismus und einer der größtem Dichter Italiens, verzehrt sich in seinen Sonetten vor Sehnsucht und unerfüllter Liebe nach der fernen, verheirateten Geliebten Laura, auch noch über deren Tod hinaus. Liszt fühlte sich von dieser Sehnsucht nach dem wahren, tiefen Leben und unsterblicher Liebe trotz der von ihm provozierten „Lisztomania“ magisch angezogen.

Das Sonett Nr. 47  besticht durch seine herrliche liedhafte Melodik, durch kühne harmonische Entwicklungen und eine drängend-sehnsüchtige, synkopengetragene Rhythmik. Im Sonett Nr. 104 folgen auf einen verhaltenen Beginn mächtige Aufschwünge mit Doppelgriff-Girlanden, die in ein zärtlich verlöschendes Ende münden. Das Sonett Nr. 124 ist ein nachdenklicher Liebes-Hymnus mit  gebändigter Trauer und einem versöhnlichen, aber fragend-offenen Ausklang.

Frédéric Chopin widmete die zwischen 1832 und 1835 entstandenen 12 Etüden op. 25 Franz Liszts Lebenspartnerin Marie d’Agoult. Seine Etüdengalten zu ihrer Entstehungszeit als nahezu unspielbar. Die technischen Herausforderungen waren revolutionär, und es gab zunächst nur einen unter den Pianisten seiner Zeit, die sie zu bewältigen vermochte: den Widmungsträger der Etüden op. 10, Franz Liszt. Bis heute gehören sie zu den anspruchsvollsten Werken der Klavierliteratur, an denen sich die pianistische Spreu vom Weizen trennt.  Sogar Arthur Rubinstein hatte nach eigenem Bekunden vor den Etüden „eine Todesangst“. Etüden sind an sich musikalische Übungsstücke. Chopins Etüden haben aber nichts zu tun mit den üblichen Fingerübungen der Klavierliteratur. Sie sind  kompositorische Juwele, die musikalische Substanz und technische Herausforderung verbinden. Jede der Etüden behandelt bestimmte spieltechnische Probleme – z.B. gegenläufige Arpeggien (Nr. 1), Terzläufe (Nr. 6), Sexten (Nr. 8), Oktaven (Nr. 10) und beidhändige Arpeggien über die gesamte Klaviatur hinweg (Nr. 12). Aber jede hat auch ihren ganz eigenen Charakter, ihren eigenen „Ton“; besonders eindrucksvoll die „Sturmetüde“ Nr. 11.

Junhyung Kim wurde 1997 in Seoul geboren und erhielt m Alter von zehn Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Derzeit studiert er Klavier bei Antti Siirala an der Hochschule für Musik und Theater München. 2017 war er bereits Teilnehmer des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD; damals gewann er den Sonderpreis der Mozart-Gesellschaft. Im folgenden Jahr gewann er den 3. Preis beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb und den Musikförderpreis des Konzertvereins Ingolstadt. 2019 gewann er den 4. Preis beim „Aarhus International Piano“-Wettbewerb in Dänemark und den 6. Preis beim „Sendai International Music“-Wettbewerb in Japan. 2021 wurde ihm der 1. Preis beim „Seoul International Music“-Wettbewerb verliehen und 2022 erspielte er sich beim Internationalen ARD Musikwettbewerb den 2. Preis. Junhyung Kim gibt Recitals in Boston, Paris, Dänemark, Berlin, München, Ingolstadt und Seoul und spielt mit Orchestern wie dem Konzerthausorchester Berlin, dem Münchener Kammerorchester, dem Prime Philharmonic Orchestra in Gunpo (Südkorea) und dem Hwa-Seong Festival Orchestra zusammen.