Die alljährliche Gedenkstunde an die jüdischen Menschen aus Pasing, die in der Nazizeit diskriminiert, verfolgt und ermordet wurden, findet am Mahnmal „Gebeugter leerer Stuhl“ statt. Es werden ihre Namen verlesen und die Erinnerungszeichen an drei Opfer, Margarethe und Berthold Sterneck sowie Bernhard Haas, vorgestellt. Eine musikalische Begleitung durch Oliver Klenk, Klarinette und ein Beitrag von SchülerInnen des Elsa Brändström Gymnasium runden das Programm ab. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Das Kulturforum München-West gedenkt jedes Jahr am 20. November der von den Nazis Verfolgten bei der Gedenkskulptur Gebeugter Leerer Stuhl, den unsere Mitglieder, die beiden Künstlerinnen Marlies Poss und Blanka Wilchfort als ein Mahnmal geschaffen haben. Damit halten wir die Erinnerung wach an die jüdischen Menschen, die in der Nazizeit diskriminiert verfolgt und ermordet wurden.
Der gebeugte leere Stuhl der beiden Künstlerinnen soll ein Symbol und ein Zeichen des Anstoßes sein – ein Mahnmal. Die filigrane Skulptur vermittelt durch ihre unaufdringliche Irritation – die Verfremdung eines vertrauten Gegenstands (Stuhl) – die fragile Existenz der Opfer. Sie besteht aus einem leicht nach vorne gekippten Stuhlobjekt auf verlängerten Füßen, Gesamthöhe ca 4,50 Meter, dessen Sitzfläche fehlt. Die Schieflage der einstigen – nun mehr leeren – Sitzfläche symbolisiert die Vertreibung bzw. Vernichtung der Opfer, deren Platz danach leer blieb. Die Deckplatte des unten befindlichen Sockels besteht aus einer beschrifteten Gedenktafel. Die Skulptur steht seit 2015 am Pasinger Rathaus.
Im Jahr 2018 bekam der Kaufmann Bernhard Haas an seinem 80. Todestag eine Erinnerungsstele vor seinem damaligem Haus an der heutigen Varnhagenstraße 7. In der sogenannten Reichspogromnacht, 9./10. November 1938, wurde der Jude verhaftet, ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo er nur wenige Tage später unter nie geklärten Umständen starb. Bernhard Koch von der Geschichtswerkstatt wird von seinem Schicksal berichten.
Für das Ehepaar Margarethe und Berthold Sterneck, wurde 2022 ein Erinnerungszeichen im Presselweg 1 errichtet. Almuth David und Doris Barth, beide Mitglieder der Geschichtswerkstatt „Jüdisches Leben“, stellen sie vor. Die beiden Sternecks waren gefeierte Opernstars, Berthold erlebte in München seine größten künstlerischen Erfolge, bis er 1936 mit einem Berufsverbot belegt wurden. Ihr gesamtes Vermögen wurde beschlagnahmt. Sterneck kam in Zwangsarbeit und starb 1943 an den Folgen einer Krebserkrankung; seine Frau Margarethe nahm sich 1945 in einem Versteck das Leben.
Franz Stenzer erhielt im August diesen Jahres ein Erinnerungszeichen an der Nimmerfallstraße. Er lebte zuletzt in der ehemaligen Friedrich-Ebert-Straße mit seiner Ehefrau und drei Töchtern. Als aktiver Kommunist kam er im Juni 1933 ins KZ Dachau, wurde schwer gefoltert und mit Genickschuss im August durch die SS ermordet.
Erinnerungszeichen in Form von Tafeln und Stelen, die die Landeshauptstadt München erstellt, ermöglichen ein individuelles Gedenken auf Augenhöhe an Frauen, Männer und Kinder, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Sie werden auf Antrag in Form von Tafeln an der Hauswand oder von Stelen vor den Orten errichtet, an denen diese Menschen früher gelebt und gearbeitet haben oder an ihren Todesorten. Zusätzlich werden im Internet Biografien dieser Menschen veröffentlicht. Seit 2017 wird den Opfern des Nationalsozialismus in München dezentral gedacht und Erinnerungszeichen aufgestellt.