„Tatort Pasinger Bahnhof“

Autorenlesung eines historischen Pasing – Krimis : „Zum Sterben zu viel“ mit Lotte Kinskofer

im Ebenböckhaus, Ebenböckstraße 11

Eine Postkarte von 1925 zeigt den Blick von der Gleichmannstraße zum Pasinger Bahnhof. Auf der weniger belebten Nordseite ereignete sich im Buch von Lotte Kinskofer ein Mord. © Pasinger Archiv

Der fiktive Mord im historischen Krimi der in Pasing lebenden Journalistin und Autorin Lotte Kinskofer gibt viele Rätsel auf: Ein Heimatdichter liegt 1922 ermordet in einem Gebüsch in der Nähe des Pasinger Bahnhofs. Er wohnt in der um die Jahrhundertwende von August-Exter errichteten Villenkolonie II in Neu-Pasing. Ein junger Schreiner aus dem Westend wird als Tatverdächtiger verhaftet. Seine Frau tut alles, um seine Unschuld zu beweisen. Auch der zuständige Kommissar hat Zweifel. Hat der Mord einen politischen Hintergrund? Der Dichter sympathisiert scheinbar mit den neuen Rechten der NSDAP, verkehrt gleichzeitig in linken Künstlerkreisen. So viel zum Inhalt. Kinskofer: „Pasing als Schauplatz hat sich dafür geeignet, weil die Vergangenheit gut erschlossen ist. Ich besuchte auch die Ausstellung „Revolution in Pasing 1918-1919“ im Pasinger Rathaus, die das Kulturforum München-West vor fünf Jahren gezeigt hatte. Ich wusste vorher, dass ich ein junges Paar im Mittelpunkt der Geschichte haben wollte, das vom Land nach München gezogen ist. Aber auch die Großkopferten der Stadt, die in der neuen Villencolonie II lebten, sollten eine Rolle spielen“, so die Autorin, die selbst in der Nähe des Tatorts wohnt. Das Kulturforum München-West lädt Sie am Donnerstag, 21. September, zu dieser Krimi-Lesung im Ebenböckhaus ein, vorgetragen von der Autorin selbst.
Bitte melden Sie sich an unter einladungen@kulturforum-mwest.de, Eintritt 12 € für Mitglieder, 15 € für Nichtmitglieder. Ort: Ebenböckhaus, Ebenböckstraße 11, Beginn: 19.00 Uhr.

So sah Die Villencolonie II zur Zeit der Morde aus. Quelle: B. Möllmann

München-Pasing, 1922: Ein Heimatdichter wird ermordet, und ein junger Schreiner muss dafür ins Gefängnis, obwohl die Verdachtsmomente alles andere als schlüssig sind. Seine Frau Agnes tut alles, um die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Vorübergehend muss sie sogar ihre beiden Kinder in die Obhut Fremder geben. Ein zweiter Mord geschieht; der Ermordete hat die gleiche seltsame Wunde am Kopf wie das erste Opfer. Oberkommissar Benedikt Wurzer steht vor einem Rätsel, bis ihn ein Hinweis in die Oberpfalz führt und er ahnt, dass ein weiterer Mord unmittelbar bevorsteht …
Ein spannender und berührender Kriminalroman aus der Zeit zwischen den Kriegen, als die politischen Kämpfe zwischen Rechts und Links schärfer wurden und das Geld nichts mehr wert war, als die Menschen vom Land in der Stadt ihre Zukunft suchten und doch von ihrem Schicksal eingeholt wurden. Quelle: Buchcover

Die Autorin im Interview: In Pasing, um 1922, spielt der historischen Krimi der Autorin Lotte Kinskofer. Was ihre Inspiration war und wo sie ihre Recherchen im Stadtteil betrieben hat.

Pasing – Ein Heimatdichter liegt 1922 ermordet in einem Gebüsch in der Nähe des Pasinger Bahnhofs. Er wohnte in der damals neu errichteten Villenkolonie in Neu-Pasing. Ein junger Schreiner aus dem Westend wird als Tatverdächtiger verhaftet. Seine Frau tut alles, um seine Unschuld zu beweisen. Auch der zuständige Kommissar hat Zweifel. Hat der Mord einen politischen Hintergrund?
Der Dichter sympathisierte scheinbar mit den neuen Rechten der NSDAP, verkehrte gleichzeitig in linken Künstlerkreisen. Der Mord in Pasing gibt viele Rätsel auf. Allerdings ist er nie so passiert, sondern ereignet sich in einem historischen Krimi der Pasingerin Lotte Kinskofer.
Es ist nicht ihr erstes Buch. Kinskofer war lange Journalistin, sei aber immer davor zurückgeschreckt, ein Buch zu schreiben. Bei einer Fortbildung zur Drehbuchschreiberin bemerkte sie dann, dass es gar nicht so schwierig ist. „Man braucht nur ein Handlungsgerüst und eine interessante Hauptfigur“, sagt sie.
Ihre ersten Krimis handeln in ihrer alten Heimat, der Oberpfalz. „Aber ich lebe seit 20 Jahren in Pasing und wollte deshalb mein nächstes Buch in München spielen lassen. Mein Verleger hat mich aber gewarnt, dass München ein schwieriges Pflaster ist, weil es schon viele Bücher gibt, die die Stadt als Handlungsort haben.“ Daher entschied sie sich, einen historischen Krimi zu schreiben. „Pasing hat sich dafür gut geeignet, weil die Vergangenheit gut erschlossen ist. Vereine wie das Kulturforum München-West und das Pasinger Archiv haben viel Material.“ Kinskofer durchforstete alte Zeitungen, besuchte die Ausstellung „Revolution und Räte­republik in Pasing“ im Pasinger Rathaus und recherchierte im Stadtmuseum.
„Ich habe auch viele Bücher aus der Zeit gelesen. Da erfährt man auch sehr viel, zum Beispiel, wie die Preise in der damaligen Zeit waren.“ Eineinhalb Jahre habe sie insgesamt für den Roman gebraucht.
Ein historischer Mord liege der Geschichte nicht zugrunde, auch wenn sich Kinskofer vom bislang nicht aufgeklärten Mehrfachmord in Hinterkaifeck (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) 1922 ein wenig inspirieren ließ.
„Ich wusste vorher, dass ich ein junges Paar im Mittelpunkt der Geschichte haben wollte, das vom Land nach München gezogen ist. Aber auch die Großkopferten der Stadt sollten eine Rolle spielen. Dann hat sich die Geschichte von selbst entwickelt.“
Das Buch „Zum Sterben zu viel“ von Lotte Kinskofer, Ars Vivendi Verlag, 350 Seiten, gibt es für 16 Euro im Buchhandel. Quelle: Artikel von Andreas Schwarzbauer/Hallo vom 8. 5. 2021.

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Lotte Kinskofer streift für ihren neuen Krimi durch die Vergangenheit Münchens. Die Autorin beweist wieder einmal, dass sie sich mühelos zwischen den Medien bewegen kann.
Es war Gustave Flaubert, der als einer der ersten die Sehnsucht des Journalisten nach der Flucht aus der Alltäglichkeit seines Schaffens in Worte fasste. „Warum in den Zeitungen schreiben, wenn man Bücher schreiben kann und nicht Hungers stirbt?“ Was Leben und Schaffen der gelernten Journalistin und Wahlmünchnerin Lotte Kinskofer betrifft, kann man mit Fug und Recht behaupten, sie bewege sich recht erfolgreich auf Flauberts Pfaden. Sie hat mehr als 20 Bücher geschrieben. Wissenschaftliches, Kinder- und Jugendbücher, Drehbücher. Und jetzt gerade wieder eines. Es liest sich ganz wunderbar.
Dass es sich um einen Krimi handelt, mindert das Vergnügen daran keineswegs, noch dazu „Zum Sterben zu viel“ sehr viel mehr ist als nur eine Geschichte von Mord und Totschlag. Dieses Buch ist mindestens ebenso sehr ein Spiegel der Zeit und der Gesellschaft in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, als politische Ranküne, irrwitzige Inflation, aufkeimender Antisemitismus und vor allem die immer noch schwärenden Wunden des mörderischen großen Krieges das Leben bestimmten. „Ich wollte mal was Historisches probieren, auch wenn ich keine Historikerin bin“, sagt Lotte Kinskofer und drückt mit der Gabel ein Stück vom Millirahmstrudel ab. Der Verlag Ars Vivendi, bei dem Kinskofer schon einiges veröffentlicht hatte, zeigte sich angetan von der Idee.
Weil nun in einem Buch, das „Kriminalroman“ auf dem Cover stehen hat, auch ein Krimi stattfinden muss, geht es um Mord. Zunächst um den gewaltsamen Tod eines einigermaßen renommierten Heimatdichters, dessen Hang zum freizügigen Leben möglicherweise mit dem Motiv zu tun hat. Er lebte, wie viele Besserverdienende damals, in Pasing, wo die Villen des Architekten August Exter standesgemäßen Wohnraum boten, trieb sich ansonsten aber in der Schwabinger Boheme herum, wo man mit Oskar Maria Graf soff und den anderen Dichtern die Geliebte ausspannte.
Im noblen Pasing hat sich auch ein Anwalt namens Strate mit seiner relativ hysterischen Gattin Heimstatt gesucht. Sie sind kinderlos, was sie später zu wichtigen Protagonisten machen soll. Dass der Schreiner Benno Stöckl, der in der Anwaltsvilla eine neue Decke einziehen soll, aus einem Bauernhof in Gitting stammt, einem kleinen Kaff unweit von Passau, ist nur insofern interessant, als Lotte Kinskofer aus dieser Gegend kommt und väterlicherseits eine gewisse Beziehung zu diesem Ort hat, wie übrigens auch zu Pasing, wo sie in einem ruhigen, romantischen Eck den Millirahmstrudel serviert.

Historische Vorbilder, wie hier der Polizist Franz Xaver Anthofer (links) und der Polizist Alkofer auf dem Marienplatz in Pasing, suchte sich Lotte Kinkshofer für ihren aktuellen Roman

Die Spielorte sind allesamt real. Da wäre das Westend und seine Tulbeckstraße, wo der Schreiner mit Frau Agnes wohnt und werkelt, während die zwei Kinder mangels Platz zu Hause in Gitting bei den Großeltern leben. Das Viertel hinter der Schwanthaler Höh‘ war damals, wie Haidhausen oder die Au, eine Armeleutegegend, wo die Handwerker und Tagelöhner lebten, die die schöne große Stadt am Leben hielten.
Der in diesem und folgenden Morden ermittelnde Kommissar Benedikt Wurzer scheint nun samt seines privaten und beruflichen Ambientes der aktuellen deutschen Tatortszene entsprungen zu sein. Da ist der Polizeichef in der Löwengrube(!), der gerne um des schnellen Ermittlungserfolgs willen den erstbesten Verdächtigen als Täter sieht (wie so oft bei Moritz Eisners Chef in Wien), da ist der windige Untergebene von Wurzer, der eher arbeitsscheu als fahndungshungrig ist (ähnlich der aktuellen Kölner Situation), und da ist Wurzer selber, den eine Familientragödie (Sohn ist im Krieg gefallen) in die Depression treibt – wer denkt da nicht an Kommissar Faber aus Dortmund.
Was wie warum wo dann wirklich passiert, dazu sollte man das Buch schon selber lesen, es lohnt allemal. Aber es ist ja auch die Geschichte, wie Lotte Kinskofer zu diesem Buch gekommen ist, eine recht hübsche. Denn es war der 1959 im niederbayerischen Langquaid geborenen Niederbayerin nicht wirklich in die Wiege gelegt, sich später einmal im Flaubertschen Sinne das Leben zu verdienen.
Im Gymnasium zu Regensburg als Fahrschülerin war sie in Deutsch eher mittelmäßig, leistet sich danach aber ein Germanistikstudium an der LMU in München, wo sie über Clemens Brentano promovierte. Weil so ein Studentenleben kostspielig ist, suchte sie sich einen Job und fand ihn über ein Praktikum beim Erdinger Teil der Süddeutschen Zeitung. Kinskofers Erinnerung: „Unglaublich, damals wurden alle, aber wirklich alle Vorurteile über Journalismus bestätigt.“ Sie volontierte nach der Promotion bei der Münchner Kirchenzeitung, fand danach einen Redakteursjob bei dem Fränkischen Kreisboten in Ansbach. Es folgte eine Stelle bei der Würmtalausgabe des Münchner Merkur. „Dann aber ging mir die Luft aus.“ Da war Lotte Kinskofer 35 Jahre alt, bereit für ein neues Leben ganz im Sinne Flauberts.
Dieses winkte in Form einer Ausschreibung für einen Wettbewerb: Wie schreibe ich einen Frauenroman. Nun stellt sich die Frage, was einen Frauenroman denn von anderen Romanen groß unterscheide. Lotte Kinskofer jedenfalls schrieb einen und wandte sich mit dem Manuskript unter anderem an den Leipziger Reclam Verlag. Von dort kam die frohe Botschaft: „Wir machen das.“ Und so kam die „Agentur der bösen Mädchen“ unters Volk.

Aber es ist, bei allem Respekt vor Gustave Flauberts Worten, nicht gar so leicht, von der Schriftstellerei zu leben. Da half eine weitere Ausschreibung, die Lotte Kinskofer spannend fand: die zu einem Drehbuchseminar. Solch eines absolviert zu haben, änderte ihr Leben vor allem in Richtung Sicherheit. Denn nun stand sie plötzlich in den Diensten des Fernsehens, nicht nur, aber auch und vornehmlich des privaten. Dort brauchte man in den Achtzigerjahren dringend Autoren, um das Programm zu füllen. So kam es, dass Kinskofer zum Stamm gehört, der für „Sturm der Liebe“, „Die Fallers“, zweimal auch für die „Lindenstraße“ (hatte ihr aber zu wenig Humor) und vor allem für „Dahoam is dahoam“ verantwortlich zeichnet. Sie ist, mit einer Kollegin, verantwortlich für die Dialoge, fürs gesprochene Wort, den gesprochenen Dialekt, also fürs Bairische.
Und da kann man mit ihr prächtig streiten. Das geht schon los beim Satzbau, bei der Wortstellung. In ihrem Krimi „Zum Sterben zuviel“ heißt es einmal „… beim Benno seinen Eltern …“ Sie setzt solche Bajuwarismen aber recht sparsam ein in den Büchern, in „Dahoam“ aber ist der etwas gestriegelte Dialekt allgegenwärtig.
Man kann also sagen, Lotte Kinskofer ist in diversen Genres etabliert. Denn sie war und ist ja immer noch offen für Neues. Sie würde, sagt sie, gerne mal ein Libretto schreiben oder Gedichte. Und, wenn die Pandemie vorbei ist, wieder Musik machen. Richtig! Unter der blinden Treppe, unweit der Fotografie von der Freundin aus Hamburg mit ihrem Kind, lehnt ein Geigenkasten. Sie hat ja schon im Schulorchester gespielt, damals in Regensburg. Und hat Akkordeon gelernt, „so richtig, mit Schneewalzer, rauschenden Birken und Märschen ohne Ende“. Später, in der großen Stadt, kamen dann Tango und Musette dazu, und richtige Bands. „Ich bin nicht begabt, hatte aber unendlich viel Spaß dabei.“
Wobei zum Spaßhaben für eine Schriftstellerin auch ein paar weniger spaßige Dinge gehören. Arbeitsdisziplin zum Beispiel. „Ich stehe jeden Tag früh auf und schreibe dann mindestens eine Stunde, damit ich in der Geschichte bleibe“, sagt Lotte Kinskofer. Dass sie jetzt, weil ein bisschen älter, etwas langsamer werde. Und dass sie sich irgendwann ans Ufer des Starnberger Sees setzen möchte „und warten, was kommt“. Das klingt doch alles eigentlich recht beneidenswert. Quelle: SZ-Artikel von Karl Forster vom 11.06.2021

Beethoven-Sonaten für Violine und Klavier, 1. Teil

in der Kontrapunkt Klavierwerkstatt Obermenzing, Dorfstraße 39, Hofgebäude hinter dem Alten Wirt

Foto: Marco Borggreve / unbekannt

Der Zyklus der zehn Violinsonaten Beethovens gewährt einen einmaligen Einblick in die musikalische Entwicklung des Komponisten vom Frühwerk im Schatten Haydns und Mozarts über den Höhepunkt des „heroischen Stils“ bis an die Grenze des Spätwerks.

Die ARD-Preisträgerin des Jahres 2017 Sarah Christian, Violine, und die vielfache Preisträgerin Prof. Hisako Kawamura, Klavier, nehmen Sie mit auf eine spannende Reise durch die Schaffensperioden des Genies Beethoven. Das Programm des ersten Teil des Zyklus umfasst die Sonaten Nr. 1, 2, 4 und 5 op. 12 Nr. 1 und 2, op. 23 und op. 24.

Das Konzert ist bereits ausverkauft

Eintritt: € 25, für Mitglieder € 20, für Schüler/Studierende bis 30 J. € 5, Kinder bis 14 J. frei.

Verbindliche Anmeldung unter info@kammermusik-pasing.de

Sarah Christian Photo: Marco Borggreve

Beethoven nannte seine Violinsonaten „Sonaten für Pianoforte und Violine“ und folgte damit der traditionellen Bezeichnung, die der historischen Entstehung als Klaviersonate mit Violinbegleitung entsprach.Wie schon sein Vorbild Mozart entwickelte er jedoch die damals dreisätzige Gattung der Violinsonate zu einem Duo zweier gleichberechtigter Instrumente weiter. Beethoven bereicherte diese Kompositionsform bereits in seinen 1797/1798 entstandenen drei Sonaten op. 12 durch für ihn typische Eigenwilligkeiten: musikalische Widerhaken wie Synkopen, verblüffende Modulationen und unerwartete Tempoveränderungen, die von manchen Zeitgenossen als verstörend empfunden wurden. So schreibt ein Rezensent 1799 in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ über die Sonate Nr. 1:

Es ist unleugbar, Herr von Beethoven geht einen eigenen Gang: aber was ist das für ein bizzarrer, mühseliger Gang. Gelehrt, gelehrt und immerfort gelehrt und keine Natur, kein Gesang,… eine Suche nach seltener Modulation,…eine Anhäufung von Schwierigkeit auf  Schwierigkeit, dass man die Geduld und Freude dabei verliert.

Für heutige Hörer erscheint dieses zeitgenössische Verdikt bizarr. Denn die Violinsonaten opus 12 Nr. 1 und 2 sind alles andere als konventionell oder langatmig. Sie erscheinen bei aller Eingängigkeit als musikalische Juwele mit ihrem kompositorischen Witz, ihrem überbordenden thematischen Reichtum, ihren überraschenden harmonischen Wendungen und  Tempobrüchen, den melodisch dichten, dialogisierenden Mittelsätzen und nicht zuletzt mit der technischen Brillianz und Virtuosität der Ecksätze. Man muss Robert Schumann recht geben, der 1836 in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“ schreibt, wie eine Himmelssonnenblume habe sich der Name Beethoven entfaltet, während der Rezensent in seinem Dachstübchen zur stumpfen Nessel zusammenschrumpfe.

Die  Violinsonaten Nr. 4 und 5 op. 23 und 24 entstanden 1800/1801. Über die Sonate op. 23 schrieb schon ein zeitgenössicher Rezensent, sie zähle unter die besten, die Beethoven geschrieben“ habe. Und mit der heiteren „Frühlingssonate“ op. 24 vollzog der Komponist bereits eine Hinwendung zum von ihm so bezeichneten „neuen Stil“, der sich an der symphonischen Form orientiert. Das zeigt sich beispielsweise an der erstmals verwendeten Viersätzigkeit, im vergleichsweise breit angelegten Aufbau der Ecksätze und in der ausdifferenzierten thematischen Verarbeitung in Durchführung und Reprise.

Die 1990 in Augsburg geborene Sarah Christian schloss ihr Studium am Mozarteum Salzburg als 20-jährige mit höchster Auszeichnung ab und setzte ihr Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fort, wo sie als Assistentin einen Lehrauftrag hatte. Seit 2013 ist sie Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Als gefragte Solistin arbeitete sie bereits mit renommierten Dirigenten und Orchestern wie dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin und dem BBC Symphony Orchestra zusammen und konzertiert auf den Bühnen Europas, Chinas, Japans und Südamerikas. Dabei nutzt sie immer wieder die Möglichkeit, selbst vom Pult aus zu leiten. Sarah Christian ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe. Sie wurde u.a. mit der Yehudi-Menuhin-Medaille und der Szymon-Goldberg-Medaille ausgezeichnet und erspielte sich beim ARD-Musikwettbewerb 2017 den 2. Preis (bei Nichtvergabe des 1. Preises). Auch kammermusikalisch ist sie aktiv, z.B. beim Schleswig-Holstein-Festival oder den Schwetzinger Festspielen.

Hisako Kawamura, geboren in Japan und aufgewachsen in Deutschland, wurde musikalisch geprägt von der japanischen und europäischen Kultur. Im Verlauf ihrer Studien lernte sie die slawische Musik schätzen. Seit ihrer von der Kritik mit Begeisterung aufgenommenen Debut-CD mit Werken u.a. von Sergei Prokofiew hat sie zahlreiche CDs bei verschiedenen Labels eingespielt, darunter z.B. Sony. Hisako Kawamura ist vielfache Preisträgerin renommierter Wettbewerbe, z.B. des ARD-Musikwettbewerbs, des Concours Géza Anda in Zürich, des Europäischen Chopin-Wettbewerbs in Darmstadt und des Concours Clara Haskil in Vevey. Sie wurde von vielen internationalen Orchestern eingeladen und konzertierte unter anderem mit der Ungarischen Nationalphilharmonie und dem City of Birmingham Orchestra. 2015 wurde sie als Professorin an die Folkwang Universität der Künste in Essen berufen, wo sie bereits seit 2011 unterrichtete.

Die Moriskentänzer

Führung im Stadtmuseum mit Esther Emmerich

Stadtmuseum St.-Jakobs-Platz, Eingangsbereich

Quelle: Stadtmuseum

Kurz bevor das Stadtmuseum für Jahre geschlossen sein wird, möchten wir Ihnen noch eine Führung anbieten. Die von Erasmus Grasser geschnitzten Moriskentänzer zählen zum kostbarsten Besitz des Münchner Stadtmuseums.
Für den Saal des „Tanzhauses“ (heute Altes Rathaus), das Jörg von Halsbach seit 1470 errichtete, schuf der Bildschnitzer Erasmus Grasser u.a. die Moriskentänzer, die heute im Orginal im Stadtmuseum stehen. In dem für städtische Festanlässe genutzten Rathaussaal sind sie durch Kopien ersetzt.

Wir laden Sie herzlich ein zu einer genaueren Betrachtung der einzelnen Figuren, des Künstlers und der Zeit. Frau Emmerich, die Sie von vielen Führungen bereits kennen, wird Sie führen.

Führungskosten 10 €; Eintritt 3.50 € ermäßigt (bitte vorher besorgen);

Führungsbeginn ist um 15:30 Uhr;

Anmeldung untereinladungen@kulturforum-mwest.de 

Die im Jahr 1480 von Erasmus Grasser geschnitzten Moriskentänzer zählen zum kostbarsten Besitz des Münchner Stadtmuseums. Der Name der Figuren bezieht sich auf ursprünglich wohl maurische Springtänze, die später auch an den großen Höfen aufgeführt wurden.

Die erste quellenmäßige Überlieferung zum Bildschnitzer Erasmus Grasser stammt aus dem Jahr 1475. Die Zunft der „Maler, Schnitzer, Seidennater und Glaser“ versuchte in einer Eingabe an den Rat der Stadt München zu verhindern, dass der junge, aus dem oberpfälzischen Schmidmühlen stammende Bildhauer Meister werden sollte. In diesem Dokument wird Grasser als „unfridlicher, verworner und arcklistiger knecht“ charakterisiert.

Gleichwohl gelang es ihm, der anscheinend auch durch die in München noch ungewohnten Neuerungen seines Stils aufgefallen war, wenig später einen sehr lukrativen städtischen Auftrag zu erhalten. Für den Saal des „Tanzhauses“ (heute Altes Rathaus), das Jörg von Halsbach seit 1470 errichtete, schuf Grasser 1477 elf Wappenschilde sowie Sonne und Mond. 1480 wurde er für sechzehn Moriskentänzer bezahlt. Die Schnitzarbeiten waren Bestandteil eines heraldischen Deckenprogramms, das den weit gefassten Führungsanspruch des bayerischen Herzogs Albrecht IV. historisch legitimieren sollte. Das Konzept der Saaldecke hat wohl der Literat, Historiker und Maler Ulrich Fuetrer (1430-1496) erarbeitet. Es sah für den Scheitel des Tonnengewölbes das Wappen Kaiser Ludwigs des Bayern mit Kaiseradler und dem weiß-blau gerauteten Herzschild der Wittelsbacher vor. Das Wappen war ursprünglich von einem Strahlenkranz umgeben und stand in kosmologischem Bezug zu den Darstellungen von Sonne und Mond. Der weltumspannende Horizont des ehemals kaiserlichen und jetzt neu artikulierten Machtanspruchs wurde durch einen Fries von knapp hundert zusätzlichen Wappen abgesteckt. Sie waren als Abbild des ganzen Erdkreises zu verstehen. Auch die Moriskentänzer, von denen sich zehn Figuren erhalten haben, zählten ursprünglich zum Wappenfries und waren auf Konsolen stehend am Ansatz der hölzernen Tonnendecke in fünf Metern Höhe angebracht.

Vor der Zerstörung des Saals im Zweiten Weltkrieg wurden die Figuren bereits 1931, die Wappen 1942 fürs Museum geborgen. In dem für städtische Festanlässe genutzten Saal sind sie heute durch Kopien ersetzt.

Tag des offenen Denkmals

Rundgang zu belasteten Denkmälern in Pasing, eine kritische Auseinandersetzung vor Ort.

Start um 15 Uhr am Bismarck-Brunnen/Wensauerplatz: „Wie wollen wir als demokratische Stadtgesellschaft mit diesem fragwürdigen „Helden“ umgehen?“.

Fortsetzung um 16.30 am Gefallenen-Denkmal in der Bäckerstraße, Was können wir durch das Denkmal aus der Geschichte lernen , wie zum Frieden mahnen?“

Die kostenlose Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt. Keine Anmeldung erforderlich.

„Talent Monument“, so lautet das Motto zum Tag des offenen Denkmals 2023. Ein Denkmal hat Talent, sowohl Freude durch seine Schönheit auszulösen als auch Kritik oder gar Ablehnung hervor zu rufen.
Freude hatten wir bei Führungen zu denkmalgeschützten Gebäuden in den letzten Jahren. Diesmal ist ein anderer Aspekt dran, der der kritischen Betrachtung zweier „fragwürdiger Denkmäler“, die als „kontaminiert“ eingestuft wurden. Sie vermitteln Botschaften und transportieren Inhalte, die längst überholt sind oder bewusst abgelehnt werden. Beim Bismarck-Brunnen am Wensauerplatz, den der Künstler Josef Flossmann 1914 gestaltet hat, geht es um die Verehrung fragwürdiger Helden vergangener Zeiten, zu denen heutzutage Bismarck zählt. Der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches steht in der Kritik für antisemitischen Äußerungen, Rassismus, seine repressive Politik und seine Rolle im Kolonialismus. „Wie wollen wir als demokratische Stadtgesellschaft mit diesem „fragwürdigen Helden“ umgehen?“ Es wird schon länger gefordert, das Denkmal in einen neuen Kontext zu stellen und den Platz zu modifizieren!
Die Verherrlichung von Krieg und Gewalt, wie es bei vielen sog. Kriegerdenkmälern der Fall ist, muss heutzutage kritisch gesehen werden. Wir besuchen das „Krieger-Denkmal“ in der Bäckerstraße des Pasinger Bildhauers Hans Osel aus dem Jahr 1934 und gehen den Fragen nach, was wir durch das Denkmal aus der Geschichte lernen können. „Wie kann es zu einem Lernort für den Frieden werden durch die stärkere Betonung als Mahnmal für den Frieden, um die Schrecken des Kriegs zu verdeutlichen“. Man müsse deutlicher sehen, wie schrecklich Kriege sind, im Krieg seien nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten oder Widerstandskämpfer umgekommen. Auch hier wird angeregt, den Platz entsprechend umzugestalten.

Die gemeinsame Veranstaltung des Kulturforums München-West, des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing und der Pasinger Geschichtswerkstatt „Institut für zukunftsweisende Geschichte“ wird gestaltet von Angela Scheibe-Jaeger und Raoul Koether, Lena Schneck und Gerald Zehentbauer.

Hinweise zu den folgenden Fotos:

Bismarck-Brunnen

Dieser Brunnen des Bildhauers Josef Flossmann mit dem behelmten Fürst Bismarck ‘en miniature‘ (als 60 x 55 cm große Brunnenfigur auf einem Sockel aus Muschelkalk) wurde am 1. April 1914, feierlich eingeweiht, er solle der Verschönerung der noch jungen Stadt Pasing dienen. Behäkelt haben ihn SchülerInnen der Osel-Grundschule.

Zum Osel-Denkmal/Tafel

„Mehr als tausend Opfer forderten die beiden Weltkriege 1914-1918 und 1939 – 1945 aus den Reihen unserer Mitbürger. Gedenket der Toten und bewahret den Frieden“.

Dieser Text wurde von Osel selbst 1953 an Stelle der ursprünglichen Inschrift formuliert, die den gefallenen Helden der Stadt Pasing aus dem 1. Weltkrieg gewidmet waren. Er hat die Tafel neu gestaltet.

Team

von links: Gerald Zehentbauer (BA21), Lena Schneck (BA 21), Angela Scheibe-Jaeger (Kulturforum MW, BA 21, Geschichtswerkstatt), Raoul Koether (Kulturforum MW).

Töne im Tunnel

mit Florian Brandl und Stefan Noelle

Freitag, 1. September 2023 um 20:00 Uhr, Ende gegen 20:45 Uhr

im Tunnel der Würm, Hermann-Hesse-Weg in Pasing

Der Obermenzinger Musiker Florian Brandl ist durch sein Jazzquartett und diverse andere Formationen bekannt. Unterstützt wird er durch den Drummer und Percussionisten Stefan Noelle, einen der kreativsten Köpfe der Münchner Musikszene. Auf einem Podest in der Würm, von farbigem Licht angestrahlt wollen sie mit den Instrumenten Trompete, Flügelhorn und Didgeridoo den Tunnel zum Klingen zu bringen. Das klangliche Spektrum wird erweitert durch  diverse Dämpfer und praktische und handliche Perkussion-Instrumente. Ebenso soll der besondere Klang von Wasser, Tunnel und Passanten mit einbezogen werden. Man darf gespannt sein auf diese Darbietung!

Eintritt frei; Spende gerne

Findet bei jedem Wetter statt.

Florian Brandl ist ein Musiker aus Obermenzing. Oft fährt er mit dem Fahrrad durch den Hermann-Hesse-Tunnel; ein Ereignis aus dem Alltag, das er mit vielen anderen teilt. Heute nun bekommt er die Chance, diesen alltäglichen Akt zu einem außergewöhnlichen Moment zu machen. Geplant ist, wie immer mit dem Rad anzureisen, aber zu verweilen und mit den akustischen Instrumenten Trompete, Flügelhorn und Didgeridoo den Tunnel zum Klingen zu bringen. Das klangliche Spektrum wird erweitert durch diverse Dämpfer und praktische und handliche Perkussionsinstrumente.

Florian Brandl ist durch sein Jazzquartett und diverse andere Formationen bekannt. Das heutige Konzert ist ein Unikum und er wird einen weiten Bogen spannen von Bach bis Jazz und Pop. Eigenkompositionen und spontane Improvisationen aus dem Moment sollen ebenso dem besonderen Ambiente Rechnung tragen. 

Unterstützt wird er durch den Drummer und Percussionisten Stefan Noelle, einen der kreativsten Köpfe der Münchner Musikszene. Vom Jazz kommend erweiterte er sein Spektrum mit orientalischen Rahmentrommeln wie Bendir und Riq, die er oft in Crossover-Formationen zwischen World Music und Klassik einsetzt. Er ist auch als Liedermacher bekannt.