Programm

Samstag, 30. Juni 2012         Bilder vom Konzert

Chenna Lu Klavier


Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847) Präludium und Fuge Op.35-Nr.1


Robert Schumann (1810 - 1856) Davidsbündlertänze Op.6
(Floresten und Eusebius)

Heft 1

Lebhaft, Florestan und Eusebius
Innig, Eusebius
Mit Humor, Florestan
Ungeduldig, Florestan
Einfach, Eusebius
Sehr rasch, Florestan
Nicht schnell, Eusebius
Frisch, Florestan
Lebhaft, Florestan

Heft 2

Ballademäßig, Florestan
Einfach, Eusebius
Mit Humor, Florestan
Wild und Lustig, Florestan und Eusebius
Zart und Singend, Eusebius
Frisch, Florestan und Eusebius
Mit gutem Humor, Florestan und Eusebius
Wie aus der Ferne, Florestan und Eusebius
Nicht schnell, Eusebius sagte zum Überfluss noch Folgendes; dabei glänzte aber viel Seligkeit aus seinen Augen.


--- Pause ---


Robert Schumann Novelleten Op.21

Nr.7

Äußerst Rasch
Etwas langsamer
Erstes Tempo

Nr.8

Sehr lebhaft
Trio I, noch lebhafter
Trio II, Hell und Lustig
Fortsetzung, Einfach und gesangvoll
Fortsetzung und Schluss, Munter, nicht zu rasch, nach und nach lebhafter


Felix Mendelssohn Bartholdy Fantasie Op. 28

Con moto agitato
Allegro con moto
Presto


Claude Debussy (1862 - 1918) Feux d'artifice




CHENNA LU, die junge chinesische Pianistin, Jahrgang 1988) hat gerade zusammen mit der Cellistin Raphaela Gromes den 1. Preis des Kulturkreises Gasteig 2012 gewonnen.

Von Oktober 2008 bis September 2011 studierte sie im Hauptfach Klavier an der Hochschule für Musik und Theater München bei Prof. Gitti Pirner. Im Juni 2011 hatte sie die Diplomprüfung mit Auszeichnung bestanden. Seit Oktober 2011 setzt sie dort das Masterstudium weiter bei Prof. Adrian Oetiker fort.

Preisträgerin beim Wettbewerb u.a. :

2010, 3. Preis bei der ,,Rotaract-Rotary International Piano Competition, Palma de Mallorca‘‘ ;

2010, 1. Preis beim ,,Steinway Förderpreis Wettbewerb, München ‘‘;

2011, 3. Preis beim ,,Rosario Marciano Internationaler Klavierwettbewerb, Wien‘‘;

2011, 2. Preis und ,,F.Liszt Spezial Preis“ beim ,,4. Internationalen Hindemith Wettbewerb , Berlin “.

Chenna Lu erhielt das Carl-Heinz Illies-Förderstipendium der Deutschen Stiftung Musikleben und ist Stipendiatin des Deutschland Stipendiums, der Yehudi Menuhin Organisation ,,Live Music Now‘‘ und des DAAD.


Mendelssohn Präludium und Fuge Op.35 Nr.1

„Es sind nicht allein Fugen, mit dem Kopf und nach dem Rezept gearbeitet, sondern Musikstücke, dem Geiste entsprungen und nach Dichterweise ausgeführt“, definierte Robert Schumann das Wesen der sechs Präludien und Fugen, die Felix Mendelssohn Bartholdy 1837 als Opus 35 veröffentlichte.

Präludium und Fuge Nr.1 (Allegro con fuoco in e-moll) kombiniert eine barocke Arpeggien-Studie (wie im Ersten Präludium des „Wohltemperierten Klaviers “), in Zweiundreißigstelfiguren mit einem romantischen Lied ohne Worte in der Mittelstimme. Die vierstimmige Fuge, Andante espressivo, handelt ein lyrisches Thema ab, das sich nach einer Reihe von Sequenzen zu dramatischen Trugschluss-Dissonanzen verdichtet und löst sich allmählich in wechselnden Sechzehntel-Bewegungen auf. Mit figuriertem Bass setzt ein E-Dur Choral ein, der an „Was mein Gott will, das g’scheh’ allzeit “ erinnert. Es folgt ein aus dem Fugen-Thema gewonnenes lyrisches Andante-Nachspiel.


Schumann Davidsbündlertänze Op.6

Die Davidsbündlertänze waren in einer Zeit entstanden, in der sich der 27jährige Robert Schumann mit der glücklichen Hoffnung trug, bald mit Clara Wieck vereint zu sein. Dass das menschliche Fühlen nicht einschichtig ist, sondern Gegensätze verbinden und vielfältig Nuanciertes zugleich empfinden kann, gehört zu den Grunderfahrungen, die besonders in der Romantik immer wieder thematisiert wurden - am nachhaltigsten von Robert Schumann. Er personifizierte dies Ambivalente, die ,,Doppeltnatur“ des Fühlens und Denkens, in seiner Idee vom „Davidsbund “, einem imaginären Freundeskreis, in dem Kunstanschaung und eigenes biographisches Erleben, Reales und Fiktives – konkrete menschliche Vorbilder (wie sein Lehrer Friedrich Wieck) und Literarisches – zusammenflossen. Dabei schuf er als Projektion seiner Empfindungen auf „verteilte Rollen “ die Kunstfiguren „Eusebius “ und „Florestan “: sanft, besonnen und verinnerlicht der eine, stürmisch und temperamentvoll der andere. Schumann gab ihnen vielfach Gestalt, in seinen Musikkritiken und literarischen Arbeiten wie auch als Komponist.

So hatte er die 1837 entstandenen Davidsbündlertänze in ihrer ersten Fassung jeweils mit den Signaturen E und F versehen. Für die zweite Ausgabe tilgte er sie, aber die jeweiligen Charaktere bleiben auch so deutlich.


Schumann Novelletten Op.21 Heft IV , Nr.7 und Nr.8

Die acht Novelletten, op. 21, eine in vier Hefte aufgeteilte Sammlung von Charakterstücken für Klavier, komponierte Robert Schumann in engem Zusammenhang mit den Kinderszenen, op. 15, und den Kreisleriana, op. 16, im Jahr 1838 in Leipzig. Mit der Bezeichnung „Novelletten“ nahm Schumann auf die literarische Gattung der Novelle Bezug (ital. novelletta = kleine Erzählung). Die Stücke sollten, wie Schumann in Briefen erläuterte, „größere zusammenhängende, abenteuerliche Geschichten“ erzählen: „Spaßhaftes, Egmontgeschichten, Familienszenen mit Vätern, eine Hochzeit, kurz äußerst Liebenswürdiges - und das ganze Novelletten genannt.“

Als unmittelbarer Anlass für die Namensgebung darf Schumanns Begegnung mit der englischen Sängerin Clara Novello gelten, die im Winter 1837/38 in Leipzig gastierte und durch ihre eindrucksvollen Konzertdarbietungen wie auch durch ihre Namensverwandtschaft mit Clara Wieck die Aufmerksamkeit des Komponisten erregte. Seiner Verlobten erklärte Schumann, die Stücke erhielten den Namen Novelletten, „weil Du Clara heißt und Wiecketten nicht gut klingt“.

Kompositionstechnisch zeichnen sich Schumanns Novelletten – wie auch die zeitgleich entstandenen Kreisleriana – durch eine für die damalige Zeit neuartige Freiheit im Umgang mit traditionellen Formgebungen aus. Die dreiteilige A-B-A-Form (mit kontrastierendem Mittelteil) bildet weiterhin die Grundlage (deutlich in Nr.7), wird jedoch zunehmend durch einen „erzählerischen“ Impetus erweitert, abgewandelt und zuweilen sogar ganz aufgebrochen (wie im Schlussteil von Nr. 8).


Mendelssohn Fantasie Op.28

Die Fantasie Op.28 konzipierte Mendelssohn erstmals im Jahr 1828, der ursprüngliche Titel lautete Sonate écossaise, was darauf schließen lässt, daß das nach kurzen präludierenden Passagen einsetzende Thema einem schottischen Volkslied nahesteht oder aus einem solchen entwickelt wude.1833 unterzog er die Komposition einer weitreichenden Revision und veröffentlichte es schließlich unter dem neuen Titel und mit einer Widmung an seinen Freund, den Pianisten Ignaz Moscheles, der Mendelssohn und dessen Schwester 1824 in Berlin unterrichtete.

Während der erste Satz das Andante-Hauptthema zunächst virtuos verarbeitet, klingt er schließlich auf einer sehnsüchtigen Note aus. Der zweite Satz ist ein munteres Scherzo, das von einem ausgedehnten, hochvirtuosen Finale gefolgt wird, dessen stürmische Exposition die üblichen kontrastrierenden Themen aufweist. Diese kehren in dem in der traditionellen Sonatenhauptsatzform angelegten Satz in abgewandelter Form in der Reprise wieder.


Debussy Feux d’ artifice , aus „Préludes “

Debussy schrieb insgesamt 24 Préludes für Klavier, in zwei Heften, komponiert in den Jahren 1909-1912. Allerdings werden zum einen nicht alle Tonarten genau einmal präsentiert und zum anderen ist jedes Stück mit einem Titel versehen.

Debussy setzte diese "Titel" jedoch an das Ende der Stücke. Dieser Umstand macht seine Préludes zu einer Mischung aus dem traditionellen Typus der sog. „absoluten Musik" (dem die Préludes von Chopin und Rachmaninoff zuzuordnen sind) und einer bildhaften, ja fast programmatisch motivierten Musik. Nur werden keine Vorgänge, Personen oder Gegenstände „beschrieben", sondern die Titel sollen die Inspirationen des Komponisten erläutern, ohne das Dargestellte selbst dabei in den Vordergrund zu rücken und ohne die Einstellung des Zuhörers vorher zu beeinflussen. Die Musik lässt also absichtlich eine Vielzahl von Deutungen zu, weil sie selbst niemals reale Abbildung und Beschreibung sein will, sondern durch subjektive Eindrücke des Komponisten entstanden ist. Man kann folglich die These wagen, daß dies ein Merkmal des musikalischen Impressionismus ist. Allerdings sprach sich Debussy selbst in späten Jahren gegen eine solche Bezeichnung aus.

Den grandiosen Schlußpunkt aller 24 Préludes bildet "Feux d'artifice", welches das Feuerwerk am französischen Nationalfeiertag schildert. Kaum ein anderes Werk Debussys ist derart hochvirtuos und brilliant. Die Farbenpracht des Feuerwerks wird zur grandiosen akustischen Pracht, mit funkelnden Läufen, Arpeggien, Akzenten und Tremoli. Und plötzlich fällt alles in gewaltigem Donner zusammen, es folgen ein paar Nachzügler, und schließlich hört man nur noch in der Ferne ein leichtes Grollen und darüber ein paar Bruchstücke der „Marseillaise" .