Programm

Samstag, 20. Mai 2012       Bilder vom Konzert

Diogenes Quartett



Franz Schubert Quartett D-Dur, D94

Allegro
Andante con moto
Menuetto - Allegretto
Presto

Pierre-Dominique Ponnelle 1. Streichquartett (2005)
Dem Andenken Adia Khabibulovna Sitdikovas gewidmet

I Calmo - Andante
II Allegretto
III Largo lamentoso
IV Adagio
V Andante calmo

- P A U S E -


Franz Schubert Quartett a-moll, D 804 "Rosamunde"

Allegro ma non troppo
Andante
Minuetto - Allegretto
Allegro moderato



Franz Schubert (1797 – 1828) hat neben seinen drei Meisterwerken (dem „Rosamunde Quartett“ in a-moll von 1824, dem Quartett in d-moll „Der Tod und das Mädchen“ aus dem gleichen Jahr und dem „großen“ G-Dur Quartett von 1826, sowie dem einzelnen Quartettsatz in c-moll von 1820) noch mindestens zehn „Jugendwerke“ aus den Jahren 1810 bis 1816 hinterlassen. Das Quartett in D-Dur (D 94) wurde 1811 oder 1812 komponiert, aber erst 1871 gedruckt. Es war für das „Hausquartett“ der Familie, in dem Franz Bratsche spielte, nicht aber für die Veröffentlichung gedacht. Es wurde lange als zweitrangiges Werk betrachtet, steht aber deutlich in der Nachfolge von Haydn und Mozart. Das Allegro gleicht einer orchestralen Ouvertüre mit perfektem Gleichgewicht der vier Stimmen. Die gleichsam improvisierte Durchführung mit der Reexposition in C-Dur schockierte die damaligen Zuhörer. Das zweiteilige Andante con moto in G-dur ist eine einzige Huldigung an den melodienseligen frühen Mozart. Das Menuett ist fast von Beethovenscher Robustheit, unterbrochen von einem Trio, das die bezaubernde Frische eines Ländlers hat. Das Finale hat den vitalen Schwung von Haydns Musik.

Wesentliche Kennzeichen von Schuberts a-moll Quartett (D804) sind die Subtilität des Streicherklangs, der immer wieder die Grenze der Kammermusik hin zum Orchestersatz zu überschreiten scheint. Dazu kommen die voller Überraschungen steckende Farbigkeit und die bezwingende melodische Eingebungskraft. Der Beiname „Rosamunde“ bezieht sich auf die lyrische Melodie des 2. Satzes, die der Zwischenaktsmusik zu dem Schauspiel „Rosamunde“ entstammt.

Pierre-Dominique Ponnelle, 1957 in München geboren, studierte Komposition und Dirigieren am Richard-Strauss Konservatorium und später u. a. bei Herbert von Karajan. Als Dirigent trat er mit Orchestern und in Opernhäusern in Deutschland auf, widmete sich aber vor allem der Arbeit mit vielen Orchestern im gesamten Ost- und Südosteuropäischen Raum bis nach Zentralasien. So ist es nicht überraschend, dass Einflüsse der Musik dieser Länder Eingang in seine Kompositionen fanden. Er schreibt:

„Das erste Streichquartett schrieb ich 20005, einer Bitte von Musikern des Staatsorchesters von Baschkirien nachkommend. Ich hatte dort mehrfach als Dirigent gastiert und begonnen, mich mit der osttürkisch-baschkirischen Kultur zu beschäftigen (und der derjenigen des angrenzenden, verwandten Tatarstan).

Ich hatte sofort die Idee, durch meine Komposition eine kulturelle Brücke von Deutschland nach Russland, in den Ural, eben nach Baschkirien zu spannen.

So benütze ich, wie viele vor mir, die Noten B-A-C-H als Motto, das sich aus einer Art „Uranfang“ entwickelt (Vierteltonreibung um den Ton B), und quasi formkonstituierend immer wieder auftaucht. Im Schlusssatz verbindet es sich mit freien Zitaten aus der baschkirischen Volksmusik. Gewidmet ist das Quartett der großen tatarischen Malerin Adia Chabibulovna Sitdikova (1913 -2000), die fast ihr ganzes Leben in Ufa, der Hauptstadt Baschkiriens gelebt hat.“